Während eines Aufenthalts in Kerala hatte ich die wunderbare Gelegenheit, mit dem sehr erfahrenen Ayurveda-Koch Raj zu sprechen. Dieses Gespräch hat mich tief berührt und inspiriert, denn es ging um die Themen, die mir ganz besonders am Herzen liegen: die Ernährung während der Schwangerschaft und im Wochenbett.
Ayurveda – die jahrtausendealte Heilkunde Indiens – betrachtet den Menschen als Ganzes. Besonders bei chronischen Leiden oder in belastenden Lebensphasen, wie in der Schwangerschaft oder nach der Geburt, sind Ayurveda-Kuren ein wahrer Schatz. Mit individuell abgestimmter Ernährung, wohltuenden Massagen und entschlackenden Ritualen bieten sie einen ganzheitlichen „Reset“ für Körper, Geist und Seele. Diese Weisheit spiegelt sich auch in den Empfehlungen zur Ernährung in besonderen Lebensphasen wider.
Ayurvedische Ernährung in der Schwangerschaft: Wie ein Gleichgewicht Mutter und Kind unterstützt
Eine ayurvedische Schwangerschaftsernährung hat das Ziel, Mutter und Kind gleichermaßen zu nähren und den Körper in ein Gleichgewicht zu bringen. Die Empfehlungen, die ich von Raj bekam, kannst du leicht in deinen Alltag integrieren und sie helfen dabei, Energie, Verdauung und Wohlbefinden in Balance zu halten.
Rajs wichtigste Tipps:
- Ghee (geklärte Butter): Ghee wird im Ayurveda als heilend und reinigend angesehen. Es fördert die Verdauung und hilft, Nährstoffe besser aufzunehmen. Besonders zu Beginn einer Mahlzeit ist ein Löffel Ghee hilfreich. (wie ihr ganz einfach Ghee aus Butter herstellen könnt, zeige ich hier und in meinem Blog)
- Natürliche Süßungsmittel: Statt weißem Zucker werden Jaggery (Palmzucker) und Honig empfohlen. Honig sollte allerdings nie erhitzt werden, da er dadurch seine positiven Eigenschaften verliert.
- Vermeidung bestimmter Früchte: In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft rät Ayurveda von Papaya und Ananas ab, da sie die Energie zu sehr „nach unten“ leiten könnten.
Ayurveda im Wochenbett: Rituale für Heilung und Regeneration
Im Ayurveda wird das Wochenbett als eine Phase der intensiven Regeneration betrachtet. Diese Zeit ist entscheidend für die langfristige Gesundheit für dich als Mutter und beeinflusst auch die Qualität der Muttermilch.
Zu den traditionellen Ritualen gehören:
- Kräuterbäder: Für 15 Tage baden Frauen in einem speziellen Kräuterwasser, das aus Heilkräutern gekocht wird. Vor dem Bad wird der Körper mit nährenden Ölen massiert, die Dehnungsstreifen reduzieren und die Haut regenerieren. (falls du die Heilkräuter oder Öle suchst, schreibe mir eine e-Mail und ich kann dir Adressen in Indien nennen: susanne@babys-liebevoll-empfangen.de)
- Leicht verdauliches Essen: Gerichte aus Reis und Blattgemüse und nährstoffreiche Suppen unterstützen den Körper bei der Heilung. Reis ist dabei besonders leicht verdaulich, denn er belastet keine der Doshas und entwässert.
- Tägliches Schwitzen: Mit heißen Kräutertüchern wird der Körper zur Entgiftung angeregt – ein Ritual, das reinigend und stärkend wirkt.
Das erste Essen für Babys: Ragi – Porridge
Eine der schönsten ayurvedischen Traditionen ist die Einführung der ersten festen Nahrung für Babys. Nach dem Abstillen wird in Kerala traditionell Ragi-Porridge (Fingerhirse) eingeführt, das mit Jaggery (ich empfehle stattdessen wenig Reissirup) gesüßt wird. Diese Mahlzeit ist leicht verdaulich und reich an wertvollen Nährstoffen. Interessant ist auch das Ritual, bei dem Babys vorab kleine Mengen von scharfen, sauren und süßen Lebensmitteln probieren, um die Geschmacksrichtungen auszugleichen und das Leben in seiner ganzen Fülle von Anfang an zu ehren;)
Warum Balance so wichtig ist
Ayurveda lehrt, dass Nahrung den Körper nicht belasten, sondern in Harmonie mit den natürlichen Rhythmen wirken sollte. Besonders in sensiblen Phasen wie der Schwangerschaft und im Wochenbett ist diese Balance essenziell:
- Leicht verdauliche Lebensmittel bevorzugen: Reis, Gemüse und Ghee sind ideale Begleiter, da sie den Körper nähren und gleichzeitig leicht verdaulich sind.
- Extreme vermeiden – Moderation ist der Schlüssel: Alles – von scharfen Gewürzen bis hin zu süßen Speisen – sollte in Maßen genossen werden, um die Doshas (Vata, Pitta, Kapha) im Gleichgewicht zu halten.
Persönliche Weisheit: Liebe als Zutat
Besonders berührt hat mich, wie der Koch über seine Mutter sprach. Es war so spürbar, mit wie viel Liebe und Fürsorge seine Mutter für ihn kocht und wie sehr er das zu schätzen weiß – bis heute. Diese Liebe spiegelt sich in der ayurvedischen Küche andauernd wider. Jede Zutat wird mit viel Bedacht ausgewählt, damit sie Körper und Geist gleichermaßen nähren kann.
Das Gespräch hat mir wieder so bewusst gemacht, wie wertvoll die ayurvedische Perspektive auf Ernährung ist – besonders in Phasen, in denen der Körper Unterstützung und Regeneration braucht. Es ist schön, dass Ayurveda nicht nur jede Menge (in unserer Kultur) vergessenes Wissen bereithält, sondern auch Rituale, die uns helfen, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Wenn du dich für ayurvedische Ernährung in der Schwangerschaft oder im Wochenbett interessierst, begleite ich dich gerne dabei, diese Weisheiten in deinen Alltag zu integrieren. Du kannst mich jederzeit für eine individuelle Beratung kontaktieren und findest noch mehr inspirierendes Wissen auf diesem Kanal.